Ein Spaziergang durch Nowa Huta

Verkehrsmittel

Schluss mit Langeweile und dem altbekannten Krakauer Hauptmarkt – wir ziehen aus nach Nowa Huta, den jüngsten Krakauer Stadtteil. Dabei stimmt das gar nicht. Menschen siedeln hier bereits seit prähistorischen Zeiten. Die ältesten archäologischen Funde stammen aus der Zeit vor 25 000 Jahren und das Grab der ältesten Nowahutanerin ist knapp 5000 Jahre alt! Hier lebten Kelten und Mammutjäger. In der hoffnungsvollen Zeit des Wiederaufbaus nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs beschlossen die damaligen kommunistischen Machthaber die Ansiedlung des gigantischen Hüttenkombinats „Wladimir Lenin“. In der Nachbarschaft begann man eine völlig neue Stadt für die Arbeiterschaft zu errichten. Daher der Name Nowa Huta („Neue Hütte“). Aus der  Vogelperspektive sieht diese „Idealstadt der Arbeiterklasse“ wie ein Fächer aus.

Heute ist Nowa Huta ein Stadtteil von Krakau, der sich aber aufgrund seiner Vergangenheit deutlich von anderen Vierteln unterscheidet. Um das zu verstehen, beginnen wir unseren Ausflug am Verwaltungszentrum (Centrum Administracyjne), dem Tor zum Kombinat. Hinter den sozrealistischen Gebäuden befindet sich einer der größten Industriebetriebe Polens mit einer Fläche von knapp 1000 Hektar.

Jetzt besteigen wir die Straßenbahn an der Haltestelle Kombinat und begeben uns auf die Entdeckungsreise durch die Stadt Nowa Huta. Erst aus dieser Perspektive erkennen wir wie weitläufig sie wirklich ist. An der nächsten Haltestelle steigen wir aus und gehen zum Nowa-Huta-Stausee (Zalew Nowohucki), um den herum sich das beliebteste Naherholeungsziel der Einheimischen erstreckt. In der Mitte des Gewässers liegt die kleine Insel Małpi Gaj („Affenhain“), wo viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten vorkommen. Am Seeufer gibt es ein Freibad, einen Spielplatz und als neueste Attraktion das erste Sole-Gradierwerk in Krakau.

Nach einer kurzen Erholungspause am Wasser geht es weiter zu Fuß oder mit der Straßenbahn zum Centralny-Platz (Zentralplatz), dem Herzen von Nowa Huta, der amphitheatergleich von den Siedlungen Centrum A, B, C, D und E umringt ist. Die Hauptachse der Stadt bildet die von hier ausgehende Róź-Allee („Rosenallee“) mit ihren schönen Blumenbeeten.

Hier entlang kommen wir zum Ratuszowy-Park (Rathaus-Park), an dessen Stelle einst das monumentale Rathaus von Nowa Hute geplant war, das jedoch niemals gebaut wurde, und weiter zu den Siedlungen Zgody („Eintracht“), Słoneczne (die „Sonnige“), Urocze (die „Anmutige“), Zielone (die „Grüne“) und Górali (benannt nach den Goralen, den Bewohnern der Hochgebirgsregion ganz im Süden von Polen). Je weiter wir uns vom Centralny-Platz entfernen, desto niedriger werden die Gebäude. In architektonischer Hinsicht besticht Nowa Huta durch städtebauliche Harmonie und Konsequenz. Jede Siedlung wurde als geschlossenes Karree geplant mit Wohngebäuden, Schule, Kindergarten, Spielplatz und Grünanlagen, deren Zahl so groß ist, dass Nowa Huta durchaus als Gartenstadt bezeichnet werden kann. Interessant sind die Einfahrtstore zu den zentraler gelegenen Siedlungen, die an antike Triumphbögen erinnern. Sie sind relativ schmal, angeblich deshalb, damit im Kriegsfall kein Panzer hindurch passt. An manchen Gebäuden sind ganz oben kleine Zinnen für Scharfschützen zu sehen …

Sofern die Kraft der Kinderbeine es zulässt, spazieren wir jetzt zum Volkstheater (Teatr Ludowy). In der Saison gibt es hier nicht nur Aufführungen für Erwachsene, sondern auch Stücke für Kinder. Nach dem langen Stadtspaziergang lohnt sich die Einkehr im stilvollen Café Ludowa, wo die erschöpften kleinen Wanderer sich mit Getränken und Süßigkeiten stärken können.

Unseren Ausflug beenden wir im kleinen Wiśniowy-Sad-Park („Kirschgarten“), in dem es einen großen Spielplatz und verschiedene Fitnessgeräte gibt. Die Grünanlage schmücken zwei abstrakte Skulpturen aus den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts.

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